Dies & Das

Ein Leben als Teenager-Model

Rachel Fleming nennt sich selber liebevoll einen "Deppen" und  sie isst am liebsten Cheeseburger und Pommes. Klingt nach einem ganz normalen 13-jährigen Mädchen, aber Rachel lebt, wovon viele nur träumen: Sie besucht eine Model-Schule und sie hat bereits einen Exklusiv-Vertrag mit einer renommierten Modelagentur in der Tasche.

In der Schule war Rachel eine Außenseiterin. Ihre überdurschnittlichen Größe von knapp 1,76m, in der Modewelt absolutes Gardemaß, brachte ihr mehr Spott als Bewunderung ein, und so entwickelte sie eine schlechte, verkrümmte Haltung. Um diese zu korrigieren und ihr neues Selbstbewusstsein zu schenken, schickten ihre Eltern sie schließlich auf die Bostoner John Roberts Power School, eine bekannte Model-Akademie.

Dort bekommen Rachel und ihre Klassenkameradinnen eine fundierte Ausbildung in allen Bereichen des Model-Lebens. Von Laufsteg-Training über Posing in Bademode und Proben für Fotoshootings, bis hin zu Business-Etikette und Ernährungskunde wird ihnen alles vermittelt, was sie als Newcomer brauchen. Der Unterricht in Ernährung ist den Lehrern übrigens besonders wichtig, schließlich soll keiner der jungen Schützlinge enden wie Luisel Ramoz. Die magersüchtige Brasilianerin war 2006 tot auf dem Laufsteg zusammengebrochen, ihre ebenfalls essgestörte Schwester und Model-Kollegin Eliana starb nur wenige Monate später.

Ein abschreckendes Beispiel, besonders für junge Mädchen, die vom Leben als Fotomodel träumen und dabei leicht zu beeinflussen sind. Ein viel größeres Problem sei laut Jeff Cohen von der Agentur Model Management Group aber das "Kinderstar-Syndrom". Gerade unter Jugendlichen gäbe es ganze Eifersuchtsdramen, wenn ein Mädchen Erfolg als Model oder Schauspielerin hat. Viele Mitschülerinnen würden die Newcomerinnen mobben, böse Gerüchte verbreiten - manchmal so sehr, dass sie nur noch zuhause unterrichtet werden könnten.

So ein Problem hat Rachel Fleming zum Glück nicht, aber sie hat ja auch noch keine bezahlten Modeljobs. Was sie hat ist ein exklusiver Vertrag mit der Model Management Group: Einem Scout der Modelagentur fiel Rachel in der Schule auf und sie wurde beinahe sofort verpflichtet - bevor eine andere Agentur ihnen zuvorkommt. Teenie-Models bringen zwar in der Regel noch nicht so viele Aufträge oder so viel Geld wie die älteren Kolleginnen, aber wenn jemand - wie Rachel - das "gewisse Etwas" hat, dann muss man zugreifen.

Anfangs fragte sich Rachel dann auch, ob Firmen einem 13-jährigen Model nichts zutrauen, denn bei allen Castings und Vorstellungsgesprächen ging sie erst einmal leer aus. Die große Chance bot sich schließlich, als die internationale Modelagentur Visage ihr überraschend einen Aufenthalt in Japan anbot, um mit Fotoshootings und Go-Sees Erfahrungen zu sammeln und ihr vielleicht sogar die ersten lukrativen Aufträge einzubringen. Für ein Mädchen in Rachels Alter außergewöhnlich, normalerweise bekommen Nachwuchs-Models solche Angebote erst mit 15 oder 16 Jahren. Aber wie Jeff Cohen sagt, man weiß nie, was einen im Modebusiness erwartet: heute ist man noch unbekannt, morgen klopft Dior an die Tür und der erste Schritt zum Superstar ist getan.

Bedenken haben die Eltern des Fashion-Nachwuchses natürlich trotzdem. Nicht nur, weil die ständigen Reisen, neue Kleidung und Fotos kostspielig sind oder sie befürchten, dass der Erfolg den Töchtern zu Kopf steigen könnte. Die Modewelt ist hart und kann gerade jungen Mädchen schnell zu viel werden, die gnadenlose Kritik, der Models täglich ausgesetzt sind, schlägt schnell in ein ungesundes Selbstbild um. Rachel lässt sich nicht davon stören, dass ihr "Babyspeck" kritisch beäugt wird: "Ich weiß, dass nicht jeder mich mögen wird."

Da mag der Sprung vom normalen Mädchen zum Supermodel noch so nervös machen, Rachels Eltern sind sich sicher: Das neu gewonnene Selbstbewusstsein ist es wert.

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