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Warum auch Models eine Gewerkschaft brauchen

Model zu werden, davon träumen viele Mädchen. Man denkt an Fashionshows voller Glamour, Fotoshootings auf der ganzen Welt und rauschende Feiern mit den Stars. Leider kann das manchmal auch ganz anders aussehen, und deshalb möchten manche Models in eine Gewerkschaft eintreten.

Zwei Models, die anonym bleiben wollten, erzählten von den Schattenseiten der Fashionindustrie und von der Ausbeutung junger Mädchen, deshalb  kämpfen sie darum, der Schauspielergewerkschaft Equity beitreten zu dürfen.

Die Fotomodels berichteten, manche Klienten und Fotografen würden ihre Modelle sexuell belästigen, sei es durch anzügliche Bemerkungen, unerwünschte Berührungen oder den Versuch, sie ins Bett zu locken. Sie sagten, gerade junge Newcomer seien oft zu eingeschüchtert oder zu beschämt, um sich zu beschweren. Trotzdem würden manche Modelagenturen die Bedenken ignorieren, um nicht die gute Beziehung zu einem wichtigen Klienten aufs Spiel zu setzen.

Auch Drogenmissbrauch sei in der Industrie ein großes Problem. Manche Models, sogar Minderjährige, würden Kokain und Amphetamine benutzen, um möglichst dünn zu bleiben und länder durchhalten zu können.

"Models fangen schon mit 14, 15 oder sogar 13 Jahren in dieser Industrie an, da brauchen sie auf jeden Fall Schutz vor Ausbeutung, Belästigung und schlechten Einflüssen", sagte eine der Initiatorinnen der Kampagne, die selbst seit 10 Jahren als internationales Model arbeitet. "Wir möchten eine Situation schaffen, in der die Eltern von jungen Models keine Angst haben müssen, wenn ihr Kind in das Business einsteigt, weil sie wissen, dass es Schutz und Unterstützung bekommt. Aber es ist noch viel Arbeit nötig, um das zu verwirklichen."

"Diese Industrie benimmt sich schon lange so, als ob sie verrückt, wild und glamourös sei und normale Regeln für sie nicht existierten. Aber ich und viele andere Models glauben daran, dass diese Regeln gelten sollten. Wir haben genug und wir sind entschlossen, die Dinge zum Wohle der Models zu verändern, besonders für die verletzlichen jüngeren Mädchen", sagte sie.

Die Initiatorinnen planen, in der Gewerkschaft Equity ein neues Komitee zu gründen, um Models zu beraten und durch Zusammenarbeit mit dem Verband der Modelagenturen die Arbeitsumstände zu verbessern.

Eines der Fotomodels sagte: "In unserer Industrie haben Models nicht einmal das Recht, an einem 12-Stunden-Tag eine einzige Pause zu machen. Wenn das Model sich beim Springen auf einem Trampolin in High Heels den Knöchel verstaucht, wenn ihre Kopfhaut wegen einer allergischen Reaktion blutet, oder wenn sie nackt fotografiert wird, weil sich der Stylist mit dem Fotograf abgesprochen und ihr Shirt im Moment des Abdrückens geöffnet hat, dann kann sie sich an niemanden wenden."

Die Australierin erklärte, der Modelmarkt habe sich durch die Globalisierung der Industrie in den letzten Jahren so vergrößert, dass durch die Masse an Newcomern Models praktisch zum Wegwerfgut geworden seien. Modelle wüssten das auch und beschwerten sich deshalb selten bei ihrer Agentur über schlechte Behandlung.

Sie betonte aber auch, dass der Modeljob sehr viele gute Seiten habe: die Möglichkeit zu reisen, interessante Leute zu treffen und viel Geld zu verdienen. "Wir wollen der Industrie nicht schaden", sagte sie. "Wir glauben daran, dass wir mit der Fashionindustrie zusammenarbeiten können, um einen positiveren, transparenteren und sichereren Arbeitsplatz zu schaffen, der nicht mehr von Ausbeutung und mangelnder Verantwortung überschattet wird."

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